Architektur bda
Schlössle Weil
Denkmal-Instandsetzung:
hüllsystem und
gusseiserner altan
Das Schlösschen Weil wurde in den Jahren zwischen 1818 und 1820 in der Neckartalebene wenige Kilometer westlich von Esslingen vom florentinischen Baumeister, Giovanni Salucci als Sommersitz für König Wilhelm I erbaut. Der Grundriss ist der eines Quadrats mit einer Seitenlänge von 67 Fuß (ca. 19m). Darauf erhebt sich ein zweigeschossiger Bau mit zentralem Treppenhaus und flach geneigtem Zeltdach.
Die Fassaden des Schlösschens sind dreiachsig und weisen vorne und auf der Rückseite einen schmalen Portikus auf. Durchgehende Horizontalen werden durch das Gesims, einen gusseisernen Altan, der von schlanken Eisensäulchen getragen wird, gebildet.
Seit der Erbauung bildeten sich nun an den Fügungs- und Verbindungsstellen des Guss- eisen-Stecksystems in der über 180-jährigen Verweildauer im Außenklima durch Staunässe starke Korrosionsschichten. Unzählige Biegeverformungen und Scherbrüche an den Bauteilen, wie Gitter, Längs- u. Querprofile, Bögen, Ringe und Stützen waren die zerstörerische Folge.
In der Abwägung alternativer Instandsetzungskonzepte überwogen die Vorteile einer kompletten Demontage des "Baukastensystems" und Restaurierung sämtlicher Einzelteile in speziell dafür eingerichteten Werkstätten anstelle von Arbeiten in situ. Fehlende und nicht für die Wiederverwendung taugliche Bruchstücke wurden in Werkstattzeichnungen erfasst und aus Stahl-Vollmaterial im Schneidbrennverfahren als Einzelteil reproduziert.
Die neue Deckschicht wurde dem historischen Vorbild entsprechend mit einem rein ölgebundenem System aus Mennige und Pigmenten eingefasst.
Durch lichtmikroskopische Untersuchungen von Entnahmeproben konnte zuvor ein heller Grünton als Erstfassung ausfindig gemacht werden, der als Leitbild für die letztendlich Festlegung der neuen Farbigkeit des Altans diente.
Mit der Restaurierung des Altans am Schlösschen Weil wurde nachgewiesen, dass feingliedrige Gusseisen-Bausysteme des frühen 19. Jahrhunderts mit ihren nichtschweißbaren Eigenschaften durch Hartlöten, Metallvierungen und ölgebundenen Pigmentfassungen denkmalgerecht restauriert werden können.